Nachbarn kennenlernen
Matthias und seine Frau Hanna zogen in einen kleinen Ort bei Bremen. Bald nach dem Umzug luden sie ihre Nachbarn zu einem Nachbarschaftstreffen in ihr Haus ein um sich vorzustellen und die Nachbarn kennen zu lernen. Fast alle konnten kommen und es stellte sich heraus, dass einige von ihnen sich bei der Gelegenheit auch erst mal näher kennenlernten. Ein Paar wiederholte eine solche Einladung noch einmal bei sich zu Hause. Dann kam Corona und seit dem sind alle wieder sehr für sich. Aber Matthias hat noch was vor mit seinen Nachbarn.
Nachdem Matthias in Rente gegangen war und die Kinder aus dem Haus waren, zogen er und seine Frau Hanna von Hamburg in ein Dorf mit 2000 Einwohnern bei Bremen. Sie zogen in eine Straße mit mehrheitlich Einfamilienhäusern. Um sich mit den Nachbarn bekannt zu machen, luden sie diese zu sich in ihr neues Zuhause ein. Sie luden die zwei Nachbarn links und die zwei Nachbarn rechts ein, und genauso die vier von der anderen Straßenseite. Also acht Paare. Die meisten waren vor 5 bis 10 Jahren dahin gezogen. Einige hatten schon vor längerer Zeit ihr Haus da gebaut. Die Kinder waren schon aus dem Hause. Die meisten waren in dem Dorf ‚Hinzugezogene‘.
Fast alle Eingeladenen konnten die Einladung annehmen. Ein Paar war nur kurz da. Am Nachmittag gab es Kaffee und Kuchen und gegen Abend dann noch eine rote Linsensuppe a la Matthias. Es stellte sich heraus, dass manche der Nachbarn sich untereinander auch bisher wenig kennengelernt hatten. Ein Paar wohnte schon sechs Jahre dort und kannte noch fast niemanden.
Einem der eingeladenen Paare hat alles so gut gefallen, dass es dasselbe noch mal bei sich im Haus veranstaltet hat. Da kamen dann auch noch andere aus deren näherer Nachbarschaft dazu.
Dann kam Corona und es passierte nichts mehr. Alle waren zurückgezogen, trauten sich auch nicht mehr woanders zu klingeln. Und nun ist man auch älter geworden, manche auch schwächer und kränker, was dazu führt, dass man sie gar nicht mehr sieht.
„Es ist hier langweilig, wenn Hanna tagsüber bei der Arbeit ist. Obwohl alle irgendwie da sind.“ Matthias will mit seinen Nachbarn noch mal einen Schritt machen. Früher, vor dem Umzug an diesen Ort, hatte er sich mit alten Bekannten aus der Studienzeit getroffen, um mit ihnen ein gemeinsames Wohnprojekt zu planen. Sie kamen aus weit auseinander liegenden Orten zusammen, woran es auch letztlich gescheitert ist.
Heute sagt er: „Warum soll ich jetzt noch woanders ein Wohnprojekt anstreben. Warum nicht hier? Hier sind wir ja alle schon da. Hier ist mein Wohnzusammenhang. Man kann doch dies und jenes zusammen tun und auch manches so organisieren, dass alle entlastet sind. Mein Ding wäre es, zum Beispiel, mittwochs morgens ein großes Frühstück für alle zu machen.“