Hip Hop

Ob im „Holzpalast“ in der Gießener Weststadt, in Lyon-Venissieux, in Tokyo, Wolgograd oder in Mannheim, seit Beginn der Hip Hop-Kultur  treffen sich immer wieder neu überall auf der Welt Kinder und Jugendliche zum Tanzen auf den Plätzen im Wohnviertel. Sie zeigen sich gegenseitig ihre Figuren, üben, üben, üben, entwickeln gemeinsame Darbietungen, und wetteifern in Breakdance-Battles untereinander und mit Jugendlichen aus anderen Orten. Das Gleiche findet statt mit Rappen und Graffiti, den anderen Disziplinen der Hip Hop-Kultur, und manchmal, wie in Gießen, trifft sich alles in einem Event, wie im Let’s slam-Festival in den 2010er Jahren.

 

Oft entstehen Kulturen aus einer gewissen Not, die Menschen dazu bringt, neue Dinge zu erfinden und sich zusammen zu tun. Da besteht kein grundsätzlicher Unterschied zwischen den Frauen, die in ihrem Dorf das Nachbarschaftscafé gründen und den Jugendlichen in vielen Vorstädten der Welt, in denen es nur Beton und Rasen, viel Vereinzelung und wenig Ansprache für persönliche Interessen und Talente gibt. Die Anfänge der Hip Hop-Bewegung als Ausweg aus der Gewalt der Gang-Kriege in den New Yorker Vorstädten sind selbst das beste Beispiel für eine solche Wendung von Not in kreatives Zusammenwirken.

In der Hip Hop-Kultur erkennen wir auch gut das Anliegen der WirZeit-Initiative. „Each one teach one“ heißt es da. – JedeR hat was zu geben oder: JedeR kann von jedem was lernen. So wächst eine Kultur. So wie die Skater sich die Straße als Treffpunkt, Spiel-und Lernplatz zurückgeholt haben, so beginnen Kinder und Jugendliche in den Beton-und Rasen-Wohnwelten zu tanzen, rappen und sprayen und füllen diese mit Leben.

"Die Leute sehen ja, dass wir aus dem Nichts eine Kultur mit kreativen künstlerischen Disziplinen entwickeln, die vielen was bringt - dazu waren die Institutionen nicht im Stande – ... dass das Volk sich selbst geholfen hat und sich von alleine etwas Sinnvolles geschaffen hat. Das heißt für mich, alles zu revolutionieren - einfach die Unverschämtheit zu haben, auf einer Theaterbühne zu tanzen ..“, sagt der Hip Hop-Tänzer Farid Berki von der Compagnie Melting Spot in dem Film "Faire kiffer les anges", einer Filmdokumentation von Jean-Pierre Thorn.

Hip Hop prägte bis heute das Leben mehrerer Generationen von Jugendlichen, trägt bei zur Geburt neuer Szenen und Künste, und mischt sich mit bestehenden Musik-, Tanz und Kunststilen. In Deutschland ist die Hip Hop-Tanz-Welle seit langem auch in Jugendzentren, Tanzclubs, Sport- und Kulturvereinen angekommen.

Trotz aller Vermarktung entsteht Hip Hop immer wieder frisch in Brennpunkten und Konfliktfeldern der Gesellschaft. Wie jede Kunstrichtung, die die Gegensätze ihrer Zeit ergreift, ist es auch hier immer wieder mal ein Ritt auf des Messers Schneide. Nicht immer findet dabei Wut und Gewalt sogleich eine neue schöpferische Wendung, manchmal bleibt es auch destruktiv. „Alles hat zwei Seiten“, weiß schon der Volksmund. Es gilt, die Spannungsfelder des gegenwärtigen Lebens zu halten um für die kreative Wendung hinzustehen,  so wie auf der WirZeit-Projektseite auch äußerst unterschiedliche Lebensstile und Ausdrucksweisen zusammen stehen.

 

Zurück